Podcasts zum Thema Nachhaltigkeit können für Unternehmen und Organisationen eine gute Plattform sein, um die eigene Nachhaltigkeitskommunikation voranzutreiben. Doch gerade bei diesem Thema können viele Fehler passieren. Alexander Dallmus hostet den Podcast "Besser Leben - Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast" des Bayerischen Rundfunks. In unserer Reihe "Wer liest eigentlich Pressemitteilungen?" erzählt der Journalist, wie sein Arbeitsalltag aussieht, nach welchen Kriterien er Gäste in seinen Podcast einlädt, welche Fehler er immer wieder bei der Nachhaltigkeitskommunikation beobachtet und warum die Nudel keine ressourcensparende Alternative zum Plastikstrohhalm ist.
news aktuell: Könnten Sie uns Ihren Arbeitsalltag in ein paar Sätzen beschreiben?
Dallmus: Das kommt immer darauf an, in welchen Schichten ich sonst noch stecke. Ich arbeite auch noch als CvD (Chef vom Dienst) für Bayern1-Hörfunk. Somit prägen vor allem viele Konferenzen und Kreativmeetings meinen Tag. Immer auf der Suche nach dem besonderen Dreh und in Zusammenarbeit mit unserem Community Management (CM), was insbesondere für die Arbeit am Podcast und die Umweltthemen, die wir unter der Woche ins Programm einfließen lassen, relevant ist. Sehr oft greifen wir direkt Fragen der Nutzer auf. Weit mehr als zwei Drittel dieser Fragen oder Anregungen betreffen den praktischen Alltag, also wie trenne ich meinen Müll richtig oder "stimmt es, dass …"
news aktuell: Wie recherchieren Sie nach Themen? Und nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Gäste zu Ihnen in den Podcast kommen?
Dallmus: Die Folgen und ihre Inhalte kommen aus dem Team und nicht zuletzt auch von den Kolleginnen aus dem Digitalen. Die wissen sehr genau, was grade besonders nachgefragt und gesucht wird. Da ich immer an mehreren Themen, über mehrere Wochen parallel arbeite, "sammle" ich Gäste oder Interviewpartner über Wochen und Monate. Immer mit dem Hintergedanken, die oder der wäre sicher mal interessant. Diese für mich interessanten Gesprächspartner "lege" ich dann in meinem Themen-Recherche-System ab, das ich selbst nicht ganz durchschaue und hoffe, dass ich sie wieder parat habe, wenn's zur Sache geht.
news aktuell: Wann landet bei Ihnen eine Pressemitteilung direkt im digitalen Papierkorb?
Dallmus: Ich bekomme wahnsinnig viele – auch sehr nette – direkte Anfragen, mit der Bitte um Nennung oder Kooperation in Sachen Nachhaltigkeit. Auch Produktinformationen oder Pressemitteilungen. Grundsätzlich berücksichtige ich keine Verkaufsangebote, mögen die Produkte auch noch so nachhaltig sein. Da geht es ums Prinzip. Des Weiteren sortiere ich Pressemitteilungen aus, die zwar Nachhaltigkeit preisen, aber eigentlich nicht viel dahinter ist. Grundsätzlich habe ich aber nichts dagegen, auch Unternehmen zu Wort kommen zu lassen, die zu einem Thema passen oder einen bestimmten Aspekt abdecken. Ganz im Gegenteil. Vor allem natürlich, wenn sie ein gutes Beispiel abgeben, da wir grundsätzlich bei Bayern 1 und dem Podcast den konstruktivistischen Ansatz pflegen.
news aktuell: Nachhaltigkeitskommunikation spielt eine immer größere Rolle bei Unternehmen und Organisationen. Welche Fehler erleben Sie immer wieder bei Ihren Recherchen?
Dallmus: Transparenz und Stringenz sind wesentlich, wenn man sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben möchte. Beides ist unbedingt notwendig, um Vertrauen aufzubauen. Ich finde es beispielsweise unverschämt, wenn ein großer europäischer Autovermieter seinen Kunden bei der Buchung einen "Klimaschutzbetrag" abknöpft, sich als zukunftsweisend gibt, aber auf seinen Seiten mit keinem Wort erwähnt, was mit dem Geld eigentlich passiert. Erst auf Nachfrage heißt es dann, dass der Betrag für den Aufbau einer ressourcenschonenden Mietwagenflotte verwendet wird. Entschuldigung? Das ist doch selbstverständlich, oder? Dafür braucht es doch keinen extra Betrag. Das ist Greenwashing, das Vertrauen zerstört. Nicht jedes Unternehmen ist bereit, seine Nachhaltigkeitsziele auch von außen prüfen zu lassen, wie es beispielsweise SAP macht. Nachhaltigkeit als ebenso wichtig zu verstehen, wie den Geschäftsbericht, das schaffen nur wenige. Ich schätze, die meisten – auch gut gemeinten – nachhaltigen Schritte von Unternehmen würden einem Check kaum standhalten. Vieles ist zu vage. Absichtserklärungen reichen m.E. nicht.
Transparenz und Stringenz sind bei Nachhaltigkeitskommunikation wesentlich.Klicken, um zu posten
news aktuell: Wie können Ihrer Meinung nach PR-Verantwortliche ihre Arbeit nachhaltiger gestalten? Und wo ist möglicherweise auch noch Luft nach oben bei nachhaltigem Journalismus?
Dallmus: Echte Nachhaltigkeit ist wesentlich komplexer und vielschichtiger, als das PR-Strategen, Journalisten und auch Politiker gerne hätten. Ein bisschen Offsetting suggeriert ja auch immer: Wir können weitermachen wie bisher. Das mittlerweile sehr beliebte und kaum überprüfbare Label "klimaneutral" wird ganz selbstverständlich verwendet, auch bei Produkten, die per se gar nicht CO₂-neutral sein können. Als Beispiel nehme ich immer gerne den Plastikstrohhalm her. Cafés oder Bars, die seit dem Einwegverbot eine Nudel als Trinkhalm hereinstecken, tun das sicher in guter Absicht. Die Kunden finden das auch clever und umweltfreundlich. Nun ist es aber so , dass in einer Nudel wesentlich mehr CO2-Äquivalente stecken, als in einem einfachen Plastikstrohhalm, der noch dazu wertstofflich wieder aufbereitet werden könnte. Im Kern geht es also darum, Produkte, die für den einmaligen Gebrauch produziert werden, zu vermeiden und auf Mehrweg umzusteigen. Mehrweg ist wirklich ressourcenschonend.
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