Medizin und Gesundheit sind ihr täglich Brot. Anne Zegelman ist Redakteurin im Ressort Gesundheitspolitik und Wirtschaft bei der Ärzte Zeitung. Sie greift bei ihrer Recherche auch auf Pressemitteilungen zu. Doch wenn das Timing nicht stimmt, bringt der beste Text nichts. In unserer Reihe „Wer liest eigentlich Pressemitteilungen?“ fragen wir Journalisten zu ihrem Arbeitsalltag. Wir wollen wissen, wie sie neue Themen finden und welche Anforderungen sie an PR-Inhalte haben.
TREIBSTOFF: Würden Sie uns in ein paar Sätzen Ihren Arbeitsalltag beschreiben?
ZEGELMAN: Ich fange morgens gegen neun Uhr an, checke E-Mails und Agenturen. Dann plane ich Themen, vergebe Aufträge an freie Mitarbeiter, beginne mit der Seitengestaltung, und so weiter. Redaktionsschluss für die Ausgabe des Folgetages ist 15.30 Uhr, anschließend bereiten wir die Ausgabe des übernächsten Tages vor.
TREIBSTOFF: Wie recherchieren Sie neue Themen?
ZEGELMAN: Aufmerksam auf interessante Themen werden wir entweder durch Anrufe und E-Mails von außerhalb - etwa von freien Mitarbeitern, Agenturen oder auch durch Pressemitteilungen, aber auch durch die Berichterstattung in anderen Medien oder indem wir Themen, die wir schon länger begleiten, „weiterdrehen“. Ich recherchiere, indem ich zunächst online und in unserem Archiv Informationen sammele, Quellen auswerte, anschließend Gesprächspartner identifiziere, Fragen zusammenstelle und die Gesprächspartner anrufe oder anmaile.
TREIBSTOFF: Wie muss Pressematerial aussehen, mit dem Sie etwas anfangen können?
ZEGELMAN: Idealerweise werden die Informationen in unterschiedlicher Darreichungsform angeboten. Ein Beispiel: Manche Unternehmen bieten jeweils eine Kurz- und eine Langfassung ihrer Pressemitteilung an, das ist sehr hilfreich. Darüber hinaus bieten manche Absender noch eine Art Feature-Reportage zu ihrem Thema an - also einen lebendig geschriebenen Artikel, in dem relevante Orte geschildert werden oder betroffene Menschen zu Wort kommen. Diese greifen wir, wenn wir genügend Platz haben, gerne auf. Wichtig ist in jedem Fall gutes Bildmaterial und eine ausdrückliche Rechtefreigabe und Quellenangabe für den Druck: Professionelle Portraitfotos von denen, die in der Pressemitteilung sprechen, sowie, falls ein Feature angeboten wird, entsprechend ausdrucksstarke Fotos dazu. Alle Bilder müssen hochauflösend sein. Am besten werden Sie auf einem Download-Server mit entsprechenden Bildunterschriften zur Verfügung gestellt, so dass die Mail nicht zu riesig wird.
TREIBSTOFF: Welche Fehler machen Absender von Pressematerial immer wieder?
ZEGELMAN: Jede Redaktion bekommt täglich mehrere hundert Pressemitteilungen, darunter sehr viele, die uns überhaupt nicht betreffen. Bitte vorher recherchieren, an wen die Mitteilung geschickt wird, und nicht einfach jedesmal den gleichen Verteiler nehmen – das führt sonst im Zweifel dazu, dass die Absender auf einer roten Liste landen. Persönliche Ansprache ist immer gut, und natürlich gutes Timing. Beispielsweise sollte die Pressemitteilung mit knackigen Auszügen einige Tage VOR der offiziellen Präsentation einer Studie verschickt werden und nicht nur danach. Außerdem sollte angeboten werden, die gesamte Studie vorab zur Verfügung zu stellen. Redakteure mögen es, wenn sie exklusive Einblicke bekommen.
TREIBSTOFF: Wie möchten Sie angesprochen werden, wie nicht?
ZEGELMAN: Idealerweise persönlich mit Namen - richtig geschrieben - oder notfalls noch mit „Sehr geehrte Damen und Herren der Ärzte Zeitung“.