Sie schreibt für eines der Leitmedien unserer Zunft: Anne Hünninghaus ist Redakteurin beim pressesprecher. Professionelle Kommunikation ihr täglich Brot. Gute Pressemitteilungen kommen schnell zum Punkt und erzählen in wenigen Worten eine Geschichte, so Hünninghaus. In unserer Reihe „Wer liest eigentlich Pressemitteilungen“ fragen wir Journalisten aus unterschiedlichsten Mediengattungen und Branchen, wie sie neue Themen recherchieren und welche Anforderungen sie an PR-Content haben.
news aktuell: Könnten Sie uns Ihren Arbeitsalltag in ein paar Sätzen beschreiben?
Hünninghaus: Als Redakteurin für die Magazine pressesprecher und politik&kommunikation kann ich mich über mangelnde Abwechslung nicht beklagen: Täglich bewege ich mich in unserem kleinen Journalisten-Team zwischen zwei Themengebieten, arbeite sowohl für Print als auch Online und bin in den gesamten Prozess vom ersten Ideenfunken bis zum Schlusskorrektorat in alle Abläufe eingebunden. Das bedeutet mal Spaß, mal Stress. Sind wir nicht gerade mit einer Ausgabe in der heißen Produktionsphase, nehme ich mir morgens erst einmal Zeit für die Lektüre verschiedener Newsletter und halte Ausschau nach interessanten Kommunikations- und Karrierethemen.
news aktuell: Wie recherchieren Sie neue Themen?
Hünninghaus: Jede Ausgabe unserer Magazine gestaltet sich um Themenschwerpunkte herum, die wir teils zu Beginn des Jahres festlegen. Das gibt uns die Möglichkeit, Themen über längere Zeit zu sammeln und in den jeweiligen Listen vorzumerken. Hinzu kommen – oft erst kurz vor dem Druck – auch Themen mit aktuellem Anlass. Der Großteil der Ideen entsteht in unseren Redaktionskonferenzen. Ansprechpartner recherchiere ich im Netz, ich schaue mir aber auch Programme und Rednerlisten von Konferenzen an oder sehe Verlagsprogramme nach entsprechenden Neuerscheinungen durch, um Autoren mit Expertise zum jeweiligen Thema zu kontaktieren. Manches kommt aber auch von außen; viele PRler machen einen guten Job und machen gekonnt auf passende Themen aufmerksam.
news aktuell: Wie muss PR-Material aussehen, mit dem Sie etwas anfangen können?
Hünninghaus: Wenn ich im ersten Satz einer Pressemitteilung keinen Zusammenhang mit unseren Themen wie etwa Kommunikation, PR, Public Affairs oder Campaigning erkennen kann, wird sie gelöscht. Gutes Material beantwortet die W-Fragen, kommt zum Punkt, erzählt in wenigen Worten eine Geschichte. Es wird sofort deutlich, warum das dargestellte Thema Relevanz für uns hat. Schön ist es, wenn es zudem Bildmaterial und eine kurze Präsentation möglicher Ansprechpartner enthält. Ich freue mich, wenn sich gut vorbereitete PR-Leute mit unseren Mediadaten auseinandergesetzt haben und ihre Themen zugeschnitten und mit einigem Vorlauf bei uns einreichen.
Gutes Material beantwortet die W-Fragen, kommt zum Punkt und erzählt in wenigen Worten eine Geschichte. Klicken, um zu posten
news aktuell: Welche Fehler machen Absender von Pressematerial immer wieder?
Hünninghaus: Hier ein paar der häufigsten: Der Betreff der E-Mail ist zu verschwurbelt oder aber zu reduziert, sodass unklar bleibt, worum es geht. Die Mitteilung wurde nach dem Gießkannenprinzip versendet und es gibt nicht einmal die Möglichkeit, sich vom Verteiler auszutragen. Das Thema hat mit unseren Magazinen nichts zu tun. Statt das eigene Expertentum zu unterstreichen und inhaltlichen Input zu liefern, gibt es platte Werbebotschaften mit den immer gleichen Phrasen, wie zum Beispiel: „Die digitale Transformation führt dazu, dass sich die Welt immer schneller dreht. Wir von Agentur Superfancy haben, um den neuen Herausforderungen zu begegnen, ein einzigartiges neues Beratungsangebot geschaffen…“ Bei solchen Satzanfängen schalten die meisten Journalisten, die ich kenne, gleich ab.
news aktuell: Wie möchten Sie angesprochen werden, wie nicht?
Hünninghaus: Was die Kanäle betrifft: Themenvorschläge gern erst einmal via E-Mail. So kann ich in meinem getakteten Tagesablauf selbst entscheiden, wann ich einen Blick darauf werfe. Im zweiten Schritt ist es natürlich schöner, persönlichen Kontakt herzustellen und zu telefonieren. Gerade in der Woche vor dem Druck sind aber Nachfass-Anrufe à la „Haben Sie vorgestern unsere Pressemitteilung bekommen?“ eher weniger willkommen… Was die Tonalität betrifft: Gerne locker, aber bitte nicht pseudovertraulich, wenn man sich nicht kennt. „Sehr geehrte“ muss genauso wenig sein wie ein „Hey Anne!“ von einem völlig Fremden.