Pressemitteilungen gehören für ihn ebenso zu relevanten Recherchequellen wie Interviews, Hintergrundgespräche oder auch das Internet. Nicht selten sind die Unternehmensmeldungen ihm aber schlicht zu lang geschrieben – oft, weil sie zu viele Redundanzen enthalten. Steffen Klameth ist stellvertretender Leiter der Redaktion Nutzwerk, der Service-Redaktion der Freien Presse und der Sächsischen Zeitung. In unserer Reihe „Wer liest eigentlich Pressemitteilungen?” fragen wir in unregelmäßigen Abständen, was Journalisten und Journalistinnen unterschiedlichster Mediengattungen von PR-Material erwarten, wie sie neue Themen recherchieren und was sie sich unter einem guten Dialog mit Kommunikationsverantwortlichen aus Unternehmen vorstellen.
news aktuell: Könnten Sie uns Ihren Arbeitsalltag in ein paar Sätzen beschreiben?
Klameth: Immer abwechslungsreich. Als stellvertretender Leiter von Nutzwerk führe ich regelmäßig auch die Geschäfte – das heißt Themensichtung und Auswahl relevanter Agenturtexte, Absprache mit den Chefdiensten von Sächsischer Zeitung und Freie Presse (für die wir Ratgeber- und Magazinseiten liefern), Teilnahme an der (telefonischen) Redaktionskonferenz, Texte von Kollegen abnehmen, Agenturmeldungen und -korrespondenzen redigieren, ggf. aktuelle Texte verfassen und beim Seitenspiegeln unterstützen, Seiten freigeben. Wenn ich keinen Tagesdienst habe, recherchiere und schreibe ich wie jeder Redakteur, vorrangig zu Gesundheits- und Reisethemen.
news aktuell: Wie recherchieren Sie neue Themen?
Klameth: Ich nutze alle relevanten Quellen: Presseinformationen, Internet, Interviews, Hintergrundgespräche, schriftliche Anfragen, Leserhinweise, Mediatheken. Die Aufzählung stellt keine Rangfolge dar, die hängt immer vom Thema ab.
news aktuell: Wie muss PR-Material aussehen, mit dem Sie etwas anfangen können?
Klameth: Die Quelle muss vertrauenswürdig sein. Die Neuigkeit sollte im Betreff und am Anfang stehen. Die Nachricht kann durchaus kurz sein, Hintergrund und weiterführende Infos sehr gern in der Anlage oder als Link. Am allerliebsten natürlich exklusiv.
Die Pressemitteilung kann durchaus kurz sein, Hintergrund und weiterführende Infos sehr gern in der Anlage oder als Link. Klicken, um zu posten
news aktuell: Welche Fehler machen Absender von Pressematerial immer wieder?
Klameth: Werbung statt Information. Gleicher Text an alle Adressaten, obwohl z. B. Tageszeitungen und Magazine ganz verschiedene Zielgruppen haben. Zu lange Texte. Wortgleiche Wiederholung von Teaser und Nachrichtenanfang. Zu hohe Frequenz an „neuen“ Mitteilungen.
news aktuell: Wie möchten Sie angesprochen werden, wie nicht?
Klameth: Per E-Mail und sehr gern persönlich – so kann ich schneller filtern, ob die Nachricht tatsächlich interessant für mich sein könnte. Duzen ist okay, aber erst, wenn man sich schon mal persönlich begegnet ist.