Good news für die Kommunikation: In Sachen New Work sieht es in den Kommunikationsabteilungen und PR-Agenturen schon sehr gut aus. Die meisten von uns in der PR arbeiten eigenverantwortlich und können ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort flexibel gestalten. Das zeigt jedenfalls unser jüngster PR-Trendmonitor. Aus den Ergebnissen der Umfrage lässt sich viel Positives für die Arbeitskultur der Kommunikationsbranche herauslesen. Aber es gibt auch Luft nach oben, insbesondere bei bei Mitbestimmung und Verantwortungsübernahme. Ein Versuch der Einordnung.
Eine große Mehrheit von 91 Prozent der Befragten gibt an, dass sie ihre Arbeit eigenverantwortlich und selbstbestimmt erledigen können. Das ist ein starkes Signal für die Selbstständigkeit und das Vertrauen, das die Kommunikationsprofis in ihrem Bereich genießen. 75 Prozent – also drei Viertel der Befragten – sagen, dass ihre Führungskräfte sie bei dieser Eigenverantwortung unterstützen. Aber: Ein Viertel der Befragten vermisst anscheinend die volle Rückendeckung durch ihre Vorgesetzten. Hier könnten Führungskräfte ihr Engagement noch intensivieren, um eine echte Kultur des Empowerments zu verankern.
Erfreulich: Ganze 78 Prozent der Kommunikationsprofis können ihre Arbeitszeit flexibel einteilen. Und auch was den Arbeitsort angeht, ist die Branche inzwischen sehr flexibel: 71 Prozent können selbst entscheiden, ob sie von zu Hause oder im Büro arbeiten. Diese Zahlen legen nahe, dass die meisten Befragten hybride Arbeitsmodelle leben.
Das spiegelt sich auch in den Aussagen zur lokalen Verortung und zum Remote-Arbeiten wider: Nur knapp jedes dritte Team arbeitet in derselben Stadt (31 Prozent). Das heißt, dass über zwei Drittel der Teams virtuell zusammenarbeiten und Büros an verschiedenen Standorten nutzen. Vollständig remote arbeitet nur knapp jeder fünfte Befragte (24 Prozent). Das ist eine recht moderate Zahl, die darauf schließen lässt, dass viele aus der Kommunikationsbranche auch den sozialen und beruflichen Austausch im Büro schätzen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass nur eine sehr knappe Mehrheit angibt, vermehrt aus dem Homeoffice zu arbeiten (58 Prozent). Nach den pandemiebedingten Homeoffice-Erfahrungen wählen vermutlich viele nun bewusst eine wieder häufigere Präsenz im Büro.
Die Mehrheit der Unternehmen achtet laut den Befragten auf eine ausgewogene Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (63 Prozent). Das ist schon eine beachtliche Zahl. Aber was ist mit den restlichen (fast) 40 Prozent? Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben sollte eigentlich in jedem Unternehmen selbstverständlich sein. Hier gibt es definitiv noch Verbesserungsbedarf, denn klar ist auch: Wirtschaftlicher Erfolg geht langfristig nur mit gesunden und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
62 Prozent der Unternehmen fördern bereits aktiv vielfältige Teamstrukturen. Das zeigt, dass Diversity in Unternehmen und PR-Agenturen mittlerweile ein wichtiger Teil der Kultur ist. Allerdings achten immer noch 38 Prozent der Unternehmen nicht auf eine ausgewogene, gemischte Belegschaft. Dabei bringen vielfältige Teams nachweislich bessere Ideen und mehr Innovation hervor, was gerade in unserer Branche, die häufig an eine breite und diverse Zielgruppe kommuniziert, von großem Vorteil wäre.
Nur 50 Prozent der PR-Fachleute erleben, dass ihre Vorgesetzten mehr Verantwortung an die Teams abgeben. Was ist mit den anderen 50 Prozent? Trauen die Führungskräfte ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch zu wenig zu? Oder sind flache Hierarchien in vielen Unternehmen gar nicht erwünscht? Das kann und muss besser werden! Denn viele Teams arbeiten motivierter und produktiver, wenn ihnen echte Verantwortung übertragen wird. Deshalb, liebe Führungskräfte: Baut Vertrauen auf, fördert Verantwortungsübernahme und schafft klar definierte Verantwortungsbereiche.
Ebenfalls nur jeder zweite Kommunikationsprofi hat ein Mitspracherecht bei Unternehmensentscheidungen. Auch hier gibt es noch Luft nach oben. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, fördert das ihr Engagement und ihre Identifikation mit dem Unternehmen. Und trägt schlussendlich zur Mitarbeiterbindung bei.
Auch wenn sich hartnäckig das Klischee hält, dass es um die Work-Life-Balance in PR-Agenturen nicht so gut bestellt ist: In vielen Bereichen der neuen Arbeitswelt schneiden PR-Agenturen laut unserer Umfrage deutlich besser ab als Kommunikationsabteilungen. Dies könnte darauf hindeuten, dass angesichts des massiven Fachkräftemangels gerade in den Agenturen ein Umdenken stattgefunden hat und sehr viel für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getan wird. Besonders deutlich wird das bei den Aussagen zur Work-Life-Balance und zum Mitspracherecht.
So achten drei Viertel der PR-Agenturen auf ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Privatleben (75 Prozent), während es bei den Unternehmen nur etwas mehr als die Hälfte sind (56 Prozent). Auch was die Teilhabe an Unternehmensentscheidungen betrifft, gibt es eine große Kluft zwischen Agenturen und Unternehmen: 71 Prozent der Agentur-Mitarbeitenden haben ein Mitspracherecht, in den Pressestellen der Unternehmen sind es nur 37 Prozent. Ergo: PR-Agenturen leben flexible und partizipative Strukturen bereits deutlich stärker als Unternehmen.
Wir fassen zusammen: Die Kommunikationsbranche ist in Sachen New Work auf einem sehr guten Weg: Eigenverantwortung und flexible Arbeitsmodelle gehören für viele schon zum Alltag. Nachholbedarf gibt es trotzdem, vor allem bei Diversity, echter Verantwortung und Mitspracherecht. Gerade Führungskräfte könnten hier noch mehr Vertrauen zeigen und ihre Teams noch stärker enablen. Besonders interessant: PR-Agenturen sind oft schon weiter als Pressestellen, etwa bei der Work-Life-Balance und Mitbestimmung. Es gilt also: dranbleiben und eine partizipative Kultur fördern. Das bringt nicht nur Zufriedenheit, sondern auch bessere Ergebnisse.
Neue Arbeitswelten in der PR: Eine Bestandsaufnahme
Im aktuellen PR-Trendmonitor 2024 hat news aktuell die Kommunikationsbranche gefragt, wie sie in Sachen New Work aufgestellt ist.